Zur Problematik Aussprache - Schreibweise
(von Bettina Hofmann-Käs)
Sprache ist einem ständigen Veränderungsprozess unterworfen. Es gibt wohl nur wenige Bereiche, die so dynamisch in allgemeiner Entwicklung und gleichzeitig so individuell sind wie die mündliche Kommunikation. Dabei bewegen sich Dialekte im ständigen Spannungsfeld zwischen kulturellem Erbe und Klischee. Zum einen sind Dialekte identitätsstiftend, haben eine gewisse Lebendigkeit und wirken verbindend unter Sprechern der gleichen/ähnlichen Mundart. Zum anderen wird Mundart leider nicht selten mit Rückständigkeit oder gar Ungebildetheit assoziiert. Man hat in letzter Zeit viel vom „Aussterben“ der Dialekte gehört – tatsächlich weichen die Dialekte vor allem in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr einer durch das Schriftdeutsch geprägten Umgangssprache, wenngleich typische Regionalismen erhalten bleiben.
In der germanistischen Sprachwissenschaft sind die Dialektologie und auch die Dialektlexikographie ein bedeutender Teil der Forschung. Jedoch gibt es nicht nur im akademischen Bereich Bestrebungen zur Erforschung und Dokumentation der vielfältigen deutschen Mundartlandschaft, auch „Laien“ werden sich der Kostbarkeit und Einzigartigkeit ihrer Mundart immer mehr bewusst. In renommierten großlandschaftlichen Wörterbüchern wird überwiegend eine Lautschrift mit speziellen phonetischen Zeichen verwendet, um der tatsächlichen Aussprache möglichst gerecht zu werden.
Wir haben uns sowohl das Plakat als auch die Homepage betreffend gegen eine Lautschrift entschieden – zugunsten einer leichten Erfassbarkeit und Verständlichkeit der Begriffe. Ganz unproblematisch ist dies allerdings nicht, denn:
Der Dialekt hat weit mehr Laute als das „normale“ Alphabet zur Verfügung stellt!
Allein die Schreibung des Ortsnamens "Mardorf" wurde im Team leidenschaftlich diskutiert:
Moarderf oder Moadderf oder Moaderf oder Moadef oder Moaddeff oder vielleicht doch ganz anders?
Oder: wie wird der Endvokal in "Erbsensuppe" am besten wiedergegeben: "Aarwessobba" oder "Aarwessobbe" ?
Es war nicht einfach, aber wir haben uns auf eine möglichst einheitliche Darstellung bestimmter Phänomene geeinigt. Zum Beispiel werden lange Vokale durch Verdopplung dargestellt: loofe für "laufen", die Diminutivendung „-chen“ wird mit -je wiedergegeben, offenes „ei“ wie in "freien" wird mit ai-Schreibweise dargestellt: fraije.
Hören Sie mal rein!